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Angedacht

Zorn - Das Weinberglied von Jesaja

Angedacht – Recht und Gerechtigkeit

Zum Weinberglied in Jeremia 5

 

HOW DARE YOU!  WIE KÖNNT IHR ES WAGEN!

Greta Thunberg ist nur 16 Jahre, steht auf der Bühne der Welt,

vor Staatenlenkern, Prominenten, Hütern von Macht und Geld,

klagt an, rüttelt wach, wirft ihnen Zornesworte kraftvoll ins leere Gesicht,

die Lippen bebend vor Wut, doch bewegt es sie oder rührt es sie nicht?

„Ihr habt meine Kindheit gestohlen mit euren leeren Worten.

Und dann kommt ihr zu uns jungen Menschen, um Hoffnung zu bekommen.

Wie könnt ihr es wagen!

Menschen leiden. Menschen sterben.

Und alles worüber ihr redet ist Geld und das Märchen vom unbegrenzten Wirtschaftswachstum.

Wie könnt ihr es wagen!“

Auch in mir ist dieser Zorn über eine Welt,

die auf den Abgrund zurast und so wenig tut, um den Kurs zu ändern,

eine Welt, gefangen in ihrem gewöhnlichen Trott,

starr und unveränderlich,

ein schwarzes Loch für alle Energie, die etwas bewegen will.

eine Welt, in der weder Recht noch Gerechtigkeit für alle herrscht,

wo es die meisten nicht einmal kümmert in ihrer Alltags-Apathie.

 

 

 

 

 

 

HOW DARE YOU!

Gott, du kennst diesen Zorn.

Deinen Weinberg hast du auf fruchtbarem Land gebaut und mit den besten Reben bepflanzt.

Du hast uns Menschen nur wenig geringer gemacht als Dich.

Deine Schöpfung hast du in unsere Obhut gegeben.

Und doch bringt dein Weinberg nur schlechte Trauben hervor.

Deine Schöpfung leidet. Menschen leiden unter anderen Menschen.

Du wartest auf Rechtsspruch, doch findest nur Rechtsbruch.

Du wartest auf Gerechtigkeit, doch findest nur Schlechtigkeit.

Und sagst uns immer wieder durch den Mund deiner Propheten:

Wie könnt ihr es wagen!

Im Tempel schmeißt du Tische um und wirfst die Geldverleiher hinaus.

Du lässt Feuer niederregnen auf Sodom, wo Fremden Gewalt angetan wird.

Die Hecke deines Weinbergs willst du ausreißen,

ihn von Tieren zertrampeln, mit Dornen überwuchern, von der Sonne austrocknen lassen.

Die schlechten Reben willst du abhacken und ins Feuer werfen.

Und da wird sein Heulen und Zähneklappern.

Deine ganze Schöpfung lässt du in reißender Urflut versinken

damit die Dreckkrusten aufweichen und der Unrat weggespült wird

und Platz ist für Neues, das aus fruchtbaren Schlamm hervorgeht.

HOW DARE YOU!

Gott, du kennst diesen Zorn.

Aber du kennst auch die Reue danach.

Wenn mit den schlechten auch die gerechten Reben ausgerissen werden

Und die Flut nicht nur den Unrat wegspült, sondern alles, was lebt.

In Reue hast du versprochen, deinen Zorn nicht mehr an uns auszulassen

Und jeder Regenbogen im Himmel erinnert uns und dich daran.

Erinnere dich an deine Barmherzigkeit! betet der Psalm.

Aber wissen heute, dass Naturkatastrophen und Pandemien nicht Werk deines Zorns sind.

Wir müssen dich nicht erst an deine Barmherzigkeit erinnern.

Erinnere uns an deinen Zorn, bete ich stattdessen.

Schick uns Prophetinnen und Propheten,

die uns aus der Apathie reißen

und alles wachrütteln, was taub und stumm geworden ist.

 

 

 

 

 

HOW DARE YOU!

Erinnere uns an deinen Zorn,

damit wir mit den Wassern der Sintflut gewaschen werden

bis wir durchnässt sind bis auf die Herzhaut.

Und gib uns ein wenig ab von deinem Zorn,

nicht von der rasenden, blinden Wut,

die alles einfach nur zerstört,

sondern von deinem heiligen Zorn,

der mit klarem Verstand sieht

und in Weisheit und Geduld entscheidet,

aber dann kraftvoll Recht schafft, wo Unrecht herrscht

und Gerechtigkeit bringt, wo das Geschrei der Schlechtigkeit alles übertönt.

Erinnere uns an deinen Zorn

Und gib uns die Wut zur Veränderung.

 

 

Vikar Volker Nies


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